Puzzleteile, Symbol für Denkaufgabe, Studium, schwierige Sachverhalte

Das Studium der Rechtswissenschaften

Aufbau und Dauer

Das Universitätsstudium der Rechtswissenschaft dauert im Schnitt fünf Jahre (zehn Semester). Der universitäre Bereich des Studiums besteht aus einem Grundstudium, an das sich ein Hauptstudium und der Schwerpunktbereich sowie die Examensvorbereitung anschließen.

Juristische Staatsprüfung

Das Studium endet mit der ersten juristischen Prüfung (erstes Staatsexamen). Diese besteht aus zwei Bereichen, die voneinander unabhängig sind: Der universitären Schwerpunktbereichsprüfung, deren Ergebnis zu 30% in die Endnote einfließt und der von den Justizprüfungsämtern durchgeführten staatlichen Pflichtfachprüfung, deren Ergebnis wiederum die übrigen 70% der Endnote ausmacht.

Ziel des Studiums

Ziel des Jurastudiums ist es, die Studierenden mit den Fähigkeiten auszustatten, die nötig sind, um Recht und Gesetze zu verstehen und auf den konkreten Fall anzuwenden. Diese Fähigkeiten sind wiederum im Rahmen von Klausuren oder Hausarbeiten gefragt, bei denen zumeist ein konkreter Sachverhalt zu lösen ist.

Studieninhalte und Abschluss

Studieninhalte

Im Grund- und Hauptstudium geht es um die Vermittlung juristischer Grundlagen in allen drei Rechtsgebieten (Öffentliches Recht, Zivil- und Strafrecht):
Wie werden Streitigkeiten zwischen Bürgern im konkreten Fall entsprechend der Vorgaben abstrakter Gesetze gelöst? Was passiert beispielsweise in rechtlicher Hinsicht, wenn ich ein neues Auto kaufe und welche Handlungsoptionen habe ich gegenüber dem Verkäufer, wenn dieses mangelhaft ist? Welche Befugnisse haben die einzelnen Staatsorgane gegenüber Bürgern oder anderen staatlichen Einrichtungen? Was kann ich tun, wenn die zuständige Stelle mir eine Baugenehmigung versagt oder wenn mein Auto abgeschleppt wird? Darf das Landesjustizministerium der Rechtsanwaltskammer Vorgaben machen, wie diese ihre Arbeit zu erledigen hat? Wie macht sich jemand strafbar und was ist eigentlich der Unterschied zwischen Mord und Totschlag?

Ein trockenes Studium?

Die Fragestellungen sind auf dem Gebiet der Rechtswissenschaft praktisch unendlich, jeder Einzelfall ist anders gelagert. Das macht das Jurastudium zu einem sehr interessanten (und entgegen dem allgemeinen Vorurteil zu keinem „trockenen“) Studiengang, der aber auch äußerst lernintensiv ist.

Frustrierend: Die Notengebung

Hinzu kommt, dass die Notengebung nicht gerade in großzügiger Weise erfolgt. Bereits ab 9 von 18 Punkten (Note „Vollbefriedigend“) gilt ein Examen als sogenanntes „Prädikatsexamen“, das besondere Leistungen auszeichnet. Die Endnoten „Gut“ ab 11,5 Punkten und „Sehr Gut“ ab 14 Punkten sind praktisch unerreichbar, in Baden-Württemberg wurde im Jahr 2020 beispielsweise ein „Gut“ nur von 6% der Kandidaten und kein einziges „Sehr Gut“ erreicht.

Das beste jemals in Baden-Württemberg erlangte Examen liegt bei knapp unter 16 Punkten.

Auch die hohen Durchfallquoten beim ersten Staatsexamen, die sich häufig zwischen 20% und 30% je Durchgang bewegen, schrecken eher ab. Details beim Bundesamt für Justiz.

Wiederholungsmöglichkeit und Freiversuch

Die staatliche Pflichtfachprüfung darf bei Nichtbestehen grundsätzlich einmal wiederholt werden. Wird die staatliche Prüfung bereits nach Ende des 8. Semesters abgelegt und nicht bestanden, so gilt diese als nicht unternommener „Freiversuch“, sodass in einem solchen Fall die Prüfung insgesamt zweimal wiederholt werden darf.

Staatsexamen

Examensvorbereitung

Nach dem Grund- und Hauptstudium folgt entweder die Examensvorbereitung, die aufgrund der Fülle an Stoff meist ein bis zwei Jahre in Anspruch nimmt und an deren Ende das Ablegen der staatlichen Pflichtfachprüfung steht, oder das Schwerpunktstudium. Die Reihenfolge dieser beiden Abschnitte kann von den Studierenden selbst gewählt werden.

Staatliche Prüfung

Die staatliche Prüfung besteht aus sechs Klausuren mit je fünf Stunden Bearbeitungszeit, die ein sehr breites Wissen aus allen drei Rechtsgebieten erfordern, und einer mündlichen Prüfung, die nach Bewertung der schriftlichen Prüfung durchgeführt wird. Genaueres zu den Anforderungen des ersten Staatsexamens finden Sie für Baden-Württemberg in der (Juristenausbildungs- und Prüfungsordnung – JAPrO).

Universitäres Schwerpunktstudium

Im Schwerpunktstudium besteht die Möglichkeit sich je nach Interesse zu spezialisieren, es kann zwischen mehreren Schwerpunkten gewählt werden. Wer seine Kenntnisse im Bereich der Verwaltung (etwa weil ihn die Tätigkeit der Rechtsanwaltskammer besonders interessiert) vertiefen möchte, für den ist eine Spezialisierung im Öffentlichen Recht ratsam. Auch besteht während des Schwerpunktstudiums die Möglichkeit eines Auslandsaufenthaltes.

Abschlüsse

Wer das Studium erfolgreich beendet, hat das erste juristische Staatsexamen mit entsprechender Gesamtnote in der Tasche und darf sich je nach Universität z.B. „Diplom-Juristin“ bzw. „Diplom-Jurist“ oder „Master Iuris“ nennen.

Berufliche Perspektiven mit großer Bandbreite

Trotz des harten Weges bis zum Abschluss bietet das Jurastudium Weiterentwicklungsmöglichkeiten und eine Bandbreite beruflicher Perspektiven wie kaum ein anderes Studium. Es vermittelt ein unheimliches breites Wissen (welches gerade durch die lange Examensvorbereitung auch wirklich im Langzeitgedächtnis hängen bleibt), logisches Denken sowie die Fähigkeit auch unter großem Druck komplizierte Probleme strukturiert, diszipliniert und stringent zu lösen. Man lernt nicht zuletzt wegen des strengen Bewertungssystems mit Rückschlägen umzugehen und entwickelt eine hohe Frustrationstoleranz.

Referendariat

Nach erfolgreichem Abschluss des Referendariats, dessen Zulassungsvoraussetzung das erste Staatsexamen ist, steht Jurist*innen die Tür zu zahlreichen Berufen in Justiz und Rechtspflege, der öffentlichen Verwaltung, aber auch in der Wirtschaft und im Verbandswesen offen.

Fazit

Herausfordernd aber nie langweilig

Das Universitätsstudium der Rechtswissenschaft ist in jedem Fall eine Herausforderung, bei der einem allerdings nie langweilig wird und durch die man sich fachlich wie menschlich weiterentwickeln kann. Reformen würden dem Studium aber sicher nicht schaden.

Ist ein Jurastudium etwas für mich, wie kann ich es bunter gestalten, reicht die Unterstützung an der Uni oder muss das Studium grundlegende reformiert werden? Vielleicht hilft bei der Beantwortung dieser Frage der unterhaltsame Podcast mit BRAK-Geschäftsführerin Stephanie Beyrich.

(R)ECHT INTERESSANT

Der Podcast (R)ECHT INTERESSANT der BRAK lohnt sich auch bei anderen Themen regelmäßig. Eine Liste aller Folgen verlinken wir.

Logo (R)ECHT INTERESSANT-Podcast auf Tabletbildschirm (Steffi Beyrich)

Zum Thema spricht Rechtsanwältin Stephanie Beyrich mit Kira Kock und Antonia Baumeister von der Bundesfachschaft Jura.

„Studium, Stress und Social Media“

Beste Zeit des Lebens oder Horrortrip, den man am liebsten vergessen möchte? Klären wir heute! Und wir schauen uns an, wie das Studium in Pandemiezeiten lief, was man dringend reformieren sollte und wie man mit Stress umgeht

Logo (R)ECHT INTERESSANT-Podcast auf Tabletbildschirm (Steffi Beyrich)

Im Studium bietet ein Wettbewerb Ring große Chance: der Soldan Moot Court. Rechtsanwältin Stephanie Beyrich spricht mit den Gewinnern.

“Studi-Battle Deluxe“

Heute wird gebattelt. Beinahe jedenfalls: Wir sprechen über DEN rechtswissenschaftlichen Wettbewerb: Den Soldan Moot Court. Schon als Studierender kann man sich hier wie ein echter Anwalt vor Gericht beweisen. Eine große Herausforderung – aber auch eine große Chance.

Logo (R)ECHT INTERESSANT-Podcast auf Tabletbildschirm (Steffi Beyrich)

Hätten wir uns selbst nicht mehr Unterstützung im Studium, Referendariat oder beim Berufseinstieg gewünscht? Rechtsanwältin Stephanie Beyrich geht dieser rhetorischen Frage gemeinsam mit Felicitas Famulla und Ann-Kathrin Ludwig in ihrem Podcast nach:

„Support ist kein Mord“

heißt die Folge, die beleuchtet, warum wir uns um den Nachwuchs kümmern sollten!

Logo (R)ECHT INTERESSANT-Podcast auf Tabletbildschirm (Steffi Beyrich)

Mit Philipp Hilpert und Malte Krukenberg spricht Rechtsanwältin Stephanie Beyrich über Reformen des juristischen Studiums. Vorschläge, das seit 150 Jahren wenig veränderte Studium zu reformieren, gab es in den letzten Jahren hunderte.

„Mittendrin statt nur dabei“

– werde Teil der Veränderung. Ein Verein macht sich dafür stark, die daraus komprimierten 44 Reformthesen in praktische Reformen münden zu lassen.

Es kann noch bis zum 17.07.2022 über die Reformideen abgestimmt werden.

Juristische Fakultäten im Bezirk der RAK Freiburg

Die nur mittelgroße Rechtsanwaltskammer Freiburg befindet sich in der komfortablen Lage, zwei juristische Fakultäten im Bezirk zu haben und auch noch zwei besonders angesehene, ja exzellente Universitäten.

Rechtswissenschaften können Sie in unserem Bezirk entweder in Freiburg an der 1457 gegründeten Albert-Ludwigs-Universität (einer der ältesten Universitäten in Deutschland) oder an der erst gut 500 Jahre später gegründeten Universität Konstanz studieren. Beide Universitäten und auch beide Städte sind auf jeweils eigene Weise sehr reizvoll und lohnend, die Entscheidung sicherlich keine leichte.

Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg

Umfassende Informationen finden sich auf der vielleicht etwas bieder wirkenden Internetseite unter https://www.jura.uni-freiburg.de/de/studium.

Ein paar wenige Worte von unserer Seite: Das juristische Seminar befindet sich nur gut 100m weit von der Geschäftsstelle der Rechtsanwaltskammer Freiburg im Kollegiengebäude II, welches ungefähr so alt ist, wie die konkurrierende Universität Konstanz insgesamt. Es gibt schönere Gebäude, auch im Bestand der Universität Freiburg, vielleicht ändert sich das aber, denn aktuell wird grundlegend saniert. Es studieren rund 2.500 Menschen Rechtswissenschaften und der Ruf der Universität ist exzellent.

Die Fachschaft Jura hat eine eigene Internetseite und bietet zusätzliche Hilfen und Informationen zum Studium.

Ein paar externe Informationen finden Sie bei https://www.lto-karriere.de/jura-studium/unis/freiburg.

Das Leben in Freiburg ist jedenfalls in den Innenstadt-Lagen stark studentisch geprägt: Von rund 230.000 Einwohner sind rund 25.000 an der Albert-Ludwigs-Universität eingeschriebene Studierende, dazu noch einmal knapp 5.000 an der Pädagogischen Hochschule und zusammen rund 2.800 an den beiden kirchlichen Hochschulen.

Universität Konstanz

Die Universität Konstanz ist eine 1966 gegründete Reformuniversität, also für eine Hochschule noch sehr jung. Das muss allerdings kein Nachteil sein, denn es führt zu einem Campus der kurzen Wege, während in Freiburg die Wege zu anderen Fakultäten und Disziplinen doch deutlich weiter im Stadtgebiet verteilt sind. Generell ist in Konstanz alles eine Nummer kleiner.

Die Universität präsentiert ihre Informationen auf einer deutlich moderneren Seite als die Wettbewerber aus Freiburg, beide aber sind inhaltlich exzellente Studienstandorte: https://www.jura.uni-konstanz.de.

Konstanz ist mit nur gut 85.000 Einwohner eine eher kleine Stadt, bietet aber für seine Größe aufgrund der traumhaften Lage unmittelbar am Seeufer und angrenzend an die Schweiz tolle Bedingungen für alle Studierenden. Die Stadt wird sehr stark durch die Studierenden geprägt: Von den rund 85.000 Einwohner sind gut 11.500 an der Universität eingeschrieben.

Rund 1.250 von ihnen studieren Rechtswissenschaften, die Fachschaft ist also etwas halb so groß wie in Freiburg.

Auch zur Universität Konstanz gibt es Hintergrund-Informationen: https://www.lto-karriere.de/jura-studium/unis/konstanz

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Praktikumsplätze / juristische Nebenjobs für Studierende?

Wir listen alle Mitglieder auf, die eingetragen haben, Praktikumsplätze oder Nebenjobs für Studierende anzubieten.

Was kommt nach dem Studium?

Wenn Sie die klassische juristische Ausbildung vervollständigen wollen, streben Sie die „Befähigung zum Richteramt“ an und folgt nach dem erfolgreich abgeschlossenen ersten juristischen Staatsexamen eine zweijährige praktische Ausbildung in einer Reihe Stationen in juristischen Berufen. Über diesen „juristischen Vorbereitungsdienst“, auch Referendariat genannt, informieren wir auf einer eigenen Seite.

Die Befähigung zum Richteramt benötigen Sie auch, wenn Sie den Anwaltsberuf ergreifen wollen.

Referendariat

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